Weiterentwicklung des Unterrichts in der Sprache des Nachbarn in der Oberrheinregion

Plenarsitzung vom 8. Juni 2001

Der Oberrheinrat, in seiner Plenarsitzung vom 8. Juni 2001, und auf Antrag der Kommission "Kultur – Jugend – Ausbildung",

  1. bekräftigt seine Zielsetzung, die Oberrheinregion zu einer zweisprachigen Region zu entwickeln, in der die Menschen, die dort wohnen, gleichzeitig die deutsche und die französische Sprache beherrschen ;
  2. spricht sich dafür aus, in der Oberrheinregion bereits in der Kindergartenphase mit der Vermittlung der Sprache des Nachbarn Deutsch bzw. Französisch zu beginnen ;
  3. will vermeiden, dass die Vermittlung der Sprache des Nachbarn Deutsch bzw. Französisch zu Lasten des Englisch-Unterrichts in den Schulen geht und erwartet gerade von einem frühen Beginn der Sprachvermittlung im Kindergartenalter, dass damit eine Konkurrenzsituation mit dem später beginnenden regulären Englisch-Unterricht vermieden wird ;
  4. betont, dass einem solchen vorgezogenen, frühzeitigen Erlernen der Sprache des Nachbarn Deutsch bzw. Französisch ein kontinuierlicher schulischer Unterricht in der Sprache des Nachbarn ab der Grundschule folgen sollte, zu dem dann im Laufe der schulischen Ausbildung der Unterricht in der Fremdsprache Englisch im bisherigen Umfang hinzutritt ;
  5. ist der Überzeugung, dass die Vermittlung der Sprache des Nachbarn Deutsch bzw. Französisch bereits ab dem Kindergartenalter einhergehen sollte mit der Entwicklung lernmotivierender Lernformen, mit grenzüberschreitenden Kontaktmöglichkeiten und mit Austauschprogrammen insbesondere innerhalb der Oberrheinregion ;
  6. betont, dass im Rahmen des schulischen Unterrichts in der Sprache des Nachbarn der Anteil des bilingualen Unterrichts kontinuierlich ausgeweitet werden sollte ;
  7. ist der Auffassung, dass die Befähigung zum bilingualen Unterricht verstärkt Ziel der Aus- und Weiterbildung der Lehrer in der Oberrheinregion sein sollte ;
  8. bekräftigt seine Forderung nach einer Ausweitung des Lehreraustausches, um unter anderem dazu beizutragen, dass in ausreichendem Mass Lehrkräfte zur Verfügung stehen, die über die Befähigung zum bilingualen Unterricht verfügen ;
  9. begrüßt mit Nachdruck, dass in Teilen der Oberheinregion, so im Elsass und im Kanton Jura, eine solche Früh-Vermittlung der Sprache des Nachbarn im Kindergartenalter bereits vorgesehen ist ;
  10. bewertet das Abkommen über die regionale Sprachenpolitik im Erziehungswesen des Elsass für die Jahre 2000 bis 2006 als wichtigen Durchbruch auf dem Weg zu einer Zweisprachigkeit der Oberrheinregion ;
  11. ist der Überzeugung, dass die vom Oberrheinrat angestrebte Entwicklung der Oberrheinregion zu einer zweisprachigen Region und die Notwendigkeit des Erlernens der Sprache Englisch im Ergebnis dazu führen sollten, dass die Schülerinnen und Schüler in der Oberrheinregion mit Abschluss ihrer schulischen Ausbildung drei Sprachen beherrschen.

Der Oberrheinrat richtet diesen Beschluss an :

  • in Frankreich : Ministère de l'Education Nationale, Rectorat de Strasbourg, Préfecture de la région Alsace,
  • in Baden-Württemberg : Landesregierung Baden-Württemberg,
  • in Rheinland-Pfalz : Landesregierung Rheinland-Pfalz,
  • in der Schweiz :Regierungen der Kantone Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Aargau, Solothurn und Jura.

Zurück